die Corona-Pandemie bestimmt nicht nur unser Leben, sondern beeinflusst auch das Geschehen in Haiti. Reisen dorthin sind derzeit kaum möglich. Die Einreise wird derzeit nur Personen bewilligt, die einen negativen PCR-Test auf Covid-19 vorlegen können. Bei Rückkehr nach Deutschland würde eine 10-tägige Quarantäne verordnet werden. Unabhängig davon dürfte auch die Suche nach Flügen mit einem gewissen Aufwand verbunden sein. Mit anderen Worten: persönliche Eindrücke kann man derzeit schwer bis gar nicht gewinnen.
Auf der Seite des Auswärtigen Amtes heißt es, Haiti sei von Covid-19 weniger betroffen. Das mag zutreffen, denn das haitianische Leben findet im Wesentlichen im Freien statt und Schulen,
Unternehmen oder Kirchen sollen frühzeitig geschlossen worden sein. Bei genauerer Betrachtung wird man aber feststellen, dass die Höhe der Corona-Fallzahlen gar nicht zu ermitteln ist -
Test-Kapazitäten sind kaum vorhanden und die medizinische Versorgung ist für normalsterbliche Haitianer ebenso unerreichbar wie Medikamente.
Wie bereits im letzten Rundbrief erwähnt, kam es im Herbst 2019 landesweit zu Unruhen, Demonstrationen, Gewalt und Straßensperren. Das Parlament existiert seit Anfang 2020 im Prinzip nicht mehr und
vor dem Hintergrund dieser politischen Krise setzten sich auch die gewaltsamen Proteste fort.
Erfreulicherweise erhalten wir u.a. von den Verantwortlichen des Projektes der Haiti-Kinderhilfe in Banguage (Schule / Kindergarten 4 km von Maissade entfernt) Informationen zur Situation in der Region und über unser APOM-Heim.
Das Kinderheim
Leider steht auch weiterhin die offizielle Anerkennung und Zulassung des Kinderheims durch die haitianische Jugendbehörde IBESR (Institut du Bien-Être Social et de Recherches) aus (auch zu diesem Thema informierten wir umfassend). Wir versuchen unverändert, die Erneuerung der Zulassung zu erwirken, müssen uns aber weiterhin in Geduld üben.
In den letzten Monaten hat der/die eine oder andere Bewohner/in das Heim verlassen. Wie schon in vorherigen Rundbriefen beschrieben, kommt das aus verschiedensten Gründen schon mal vor, weil die Kinder oder Jugendlichen beispielsweise von Verwandten zu diesem Schritt überredet werden. Durch die dadurch freiwerdenden Plätze konnten andere Kinder aufgenommen werden. Dies wird seitens des IBESR geduldet. Darüber hinaus dürfen wegen der fehlenden Zulassung derzeit keine zusätzlichen Kinder einziehen, obwohl ausreichend Platz für weitere Bewohner vorhanden wäre.
Unser neues Projekt - Traitement Ti Moun
In Abstimmung mit dem `Ministère de la Santé` (Gesundheitsministerium) möchten wir eine kinderärztliche Versorgung für die Region Maissade aufbauen. Es schaut so aus, als können wir den Kinderarzt Docteur Pheles Dagérus für 2 Tage die Woche (jeweils von 9 bis 16 Uhr) dafür gewinnen, die Arbeit zur Behandlung von Kindern aufzunehmen. In der Region gibt es bislang weit und breit keinen Kinderarzt.
Der Arzt wird dabei grundsätzlich allen Kindern (also nicht nur APOM-Bewohnern, aber auch denen) zur Verfügung stehen. Keinem Kind soll der Zugang verwehrt werden. Der Arzt kann in einer bereits vorhandenen und ausgestatteten Praxis arbeiten, die noch um einige technische Geräte (Laptop, Scanner, Handy) ergänzt werden muss. Docteur Pheles Dagérus stammt ursprünglich aus der Region und ist zur Zeit in einem Krankenhaus und in seiner eigenen Praxis in der Stadt Hinche tätig.
Dem Kinderarzt wird eine Bürokraft bzw. Helferin zur Seite gestellt, die die administrative Abwicklung - also das Reporting - übernimmt. Sie wird an 3 Tagen arbeiten - einen Tag mehr als der Arzt, um die Dokumentation der Behandlungen erarbeiten zu können.
Die Kinder bzw. die Behandlungen sollen lückenlos dokumentiert werden. Jedes behandelte Kind wird mit Namen, Diagnose, verabreichten Medikamenten, Laborergebnissen usw.) erfasst. Die Dokumentation wird uns dann in regelmäßigen Abständen zur Verfügung gestellt.
Die Finanzierung des Projektes (Honorar, Gehalt, Medikamente, Laboruntersuchungen, Ausstattung) können wir bei konstantem Spendeneingang für einige Jahre sicherstellen.
Wir hoffen mit diesem Schritt die Nachhaltigkeit unserer Projektarbeit zu unterstreichen und zu einer deutlich besseren Versorgung der Kinder in Maissade beizutragen.
Herzlichen Dank an alle Spender und Paten sowie für die zahlreichen Spendenaktionen in Schulen, KiTas, Unternehmen oder auf privater Ebene, so dass wir den jungen Menschen in Haiti weiterhin helfen können.
Wir wünschen besinnliche Weihnachtsfeiertage und alles Gute für das neue Jahr 2021!
Mèsi anpil und bleibt gesund!
Dezember 2020
Ralf Gutsche
Eltern für Kinder e.V.
Mitglied des Vorstandes
Kontakt:
Tel.: 05401-98241
Mobil: 0171-8363355
eMail: gutsche@efk-adoptionen.de
BIC: BFSWDE33BER
Bank für Sozialwirtschaft